AW: [Squeak-ev] Scratch in Deutschland/Österreich/Schweiz - und bei squeak.de?

Veith, Michael veith at fb5.uni-siegen.de
Die Nov 20 08:27:05 UTC 2007


Liebe alle,

ich hoffe, ich habe jetzt nicht doppelt gepostet. Also eventuell, sorry for cross postings. Komme jetzt erst zur Diskussion dazu, deshalb auch sorry für Redundanzen, hab vorherige Threads hierzu nicht gelesen, da noch nicht Listenmitglied war (danke an Moritz für die Einladung). Also bitte findet im Fortlauf, was ich zu sagen habe ;-)


Hallo alle,

ich bin Doktorant der Wirtschaftsinformatik an der Uni in Siegen (http://www3.uni-siegen.de/fb5/wirtschaftsinformatik/projekte/come_in/?lang=de) und arbeite aktiv mit Scratch. Ich setze das Squeak-Image (nichts anderes ist Scratch, ein modifiziertes, abgedichtetes Squeak-Image) in come_IN, dem interkulturellen Computerclub (http://come-in.wineme.fb5.uni-siegen.de/HomeD.htm), ein, der in Siegen und Bonn jeweils in Zusammenarbeit und gemeinsamer Durchführung mit einer Grundschule vonstatten geht (Bonn, wo ich als Handlungsforscher tätig bin: http://kgs-marienschule.de/computerclub und Siegen, wo mein Kollege Kai Schubert tätig ist: Obenstruthschule Siegen).

Lange Rede kurzer Sinn, ich stehe durch diese Arbeiten in engem Kontakt mit Yasmin Kafai, die zusammen mit Mitch Resnick und anderen MIT Media Lab Leuten, sowie ein Handvoll anderer Learning Science Forschern, Scratch geboren hat. Laut Aussagen von Internen wird im Moment an einer Öffnung des Codes gearbeitet (MIT Lizenz, wenn ich mich recht erinnere).

Aus verschiedenen Gründen konnte ich die letzten Wochen und Monate (mittlerweile) kaum weiter dran tüfteln, aber ich denke, da es nur ein Squeak-Image ist, müsste man doch auch so an den Code kommen können, oder (de-kompilieren vielleicht, dann hats wohl diese illustre t1, 2, 3.. Variablebenennung, aber wer weiß...). Wenn man eine Zeitlang mit dem integrierten Grafikbearbeitungstool von Scratch rumspielt (über "edit" image, müsst ihr mal schaun), dann schmeißt er sogar unseren allerseits beliebten "Message not understood"-Dialog. Alles Ansetzungspunkte, oder?!

Nur im das Vorweg zu sagen, ich bin noch alles andere als ein Experte in Squeak, ich tüftel nurab und an damit herum. Verzeiht mir deshalb bitte, wenn sich ab und an Ungereimtheiten eingeschlichen haben...

Tatsächlich habe ich Scratch mit Grundschülern in Kooperation mit Eltern produktiv einsetzen können (wir haben einen Ausflug nach Berlin damit multimedial aufgearbeitet und eine Art Google Maps Navigation durch Berlin mit spielerischen Darbietungen auf Ebene der Sight-Seeing-Punkte gemacht). Dieser Erstversuch hat mehrerlei gezeigt:
- Scratch macht allen Spaß und verwurstet die alten Papert'schen Mindstorms Metaphern effektiver und besser als Lego Mindstorms.
- Jüngere Schüler haben noch echte Probleme die Wahrnehmung der einzelnen Elemente so zu abstrahieren, dass sie einen Programmablauf daraus orchestrieren könnten (deshalb scheint "FSK"12 angebracht)
- komplexere Projekte werden nicht hinreichend unterstützt, sowohl auf Performance-Ebene (ein 50MB Image schleicht auch auf einem okay'nen Rechner nur so vor sich her) als auch auf Ablaufs- und Organisationsebene (d.h. alles muss in ein Image, da man Teilprojekte nicht hinzuladen kann. Das gemeinsame Arbeiten wird dadurch erschwert. Ein Experte muss dann am Ende eines komplexeren Projekts die einzelnen Teilimages zusammen fügen (was lustig ist, wenn jedes Kind den Hauptdarsteller seiner Präsentation "Ich" nennt ;-) ))
- Ganz nett ist die YouTube.com anmutende Darstellungsmöglichkeit auf http://scratch.mit.edu, aber auch hier zeigt sich, dass nur Mini-Programme und Projekte sinnvoll dargeboten werden können (Konvertierung in Flash).


Was die Frage angeht, ob man Scratch-Vertreter in die Squeak-Community einladen sollte, so kann ich da nur laut JA rufen. Ich denke beide Seiten würden davon enorm profitieren.

Viele Grüße,
~Micha

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: squeak-ev-bounces at lists.squeakfoundation.org [mailto:squeak-ev-bounces at lists.squeakfoundation.org] Im Auftrag von Markus Schlager
Gesendet: Montag, 19. November 2007 23:55
An: Squeak in Germany / Squeak in Deutschland
Betreff: Re: [Squeak-ev] Scratch in Deutschland/Österreich/Schweiz - und bei squeak.de?

Hallo Stefan!

On Mon, 19 Nov 2007, Stefan Schmiedl wrote:

> Hallo Markus.
> 
> On Mon, 19 Nov 2007 18:11:38 +0100 (CET) Markus Schlager 
> <m.slg at gmx.de> wrote:
> 
> > Nachdem Informatik (derzeit noch) in der Regel von inkompetenten 
> > Quereinsteigern wie mir unterrichtet wird, ist das Problem der 
> > Unwägbarkeiten ein wirklich zentraler Punkt. Das sollte man wirklcih 
> > nicht herunterspielen.
> 
> Ich war auch mal ein inkompetenter Quereinsteiger, jetzt bin ich nur 
> noch inkompetent... aber mein Physik-Seminarlehrer hat an der Stelle 
> immer gesagt: "Dann machen Sie das Problem zum Programm!"
> 

Keine Sorge, ich komme gut zurecht. Wir sind es bei uns an der Schule in der Fachschaft auch gewohnt, unsere eigenen Wege zu suchen und dickere Bretter zu bohren. (Als Systembetreuer haben wir uns z.B. auf Linux-Basis einen deutschlandweit vermutlich ziemlich einzigartigen Multiseat-Computerraum zurechtgestrickt.) 'Perfekte Auftritte' sind auch nicht meine Sache - bei weitem nicht spannend genug. Ich freue mich immer, wenn die Schüler die Probleme lösen, die im Raum stehen. Auch habe ich mir durchaus etwas dabei gedacht, Squeak zum wiederholten Male im Unterricht einzusetzen. Aber das ist Arbeit, die ich mir nicht machen müßte, wenn mir das genügen würde, was z.B. die Schulbuchverlage anzubieten haben. In Bayern wird das in den nächsten Jahren Java sein. 
Sonst nichts. Schade eigentlich. Wenn ein Ziel des Squeak-e.V. die Verbreitung von Squeak unter Deutschlands Jugend ist, wären Kontakte zu Schulbuchverlagen hilfreich - geht da nichts über die Fachdidaktik in Magdeburg? Vielleicht schafft es wenigstens Scratch noch in einen Teil der kommenden 10.Klass-Büchern in Bayern, nachdem einige der Buchautoren selbiges von mir gezeigt bekommen haben.

Aber ich war die letzten beiden Jahre auch immer wieder in der Lehrerfortbildung tätig, wobei es primär um Kollegen ging, die
*fachfremd* (typischerweise Biologen, Physiker, Religionslehrer - ich selber habe wenigstens zwei Jahre Nebenbei-Studium hinter mir) den Informatikunterricht in den beiden ersten Jahrgangsstufen am bayerischen Gymnasium zu bestreiten haben und dafür genau zwei Tage Fortbildung erhalten. Die haben nun wirklich keine Lust auf 'Probleme' in einem Fach, das sie eigentlich ohnehin nicht unterrichten wollen. Scratch ist für sie optimal (trifft mit seiner Kachelauswahl auch noch genau das, was im Lehrplan vergesehen
ist) - die eToys bieten hier schon zu viele Fallstricke.

Markus
-----------------------------------------------
 Markus Schlager               m.slg(at)gmx.de

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: squeak-ev-bounces at lists.squeakfoundation.org [mailto:squeak-ev-bounces at lists.squeakfoundation.org] Im Auftrag von Markus Schlager
Gesendet: Montag, 19. November 2007 23:55
An: Squeak in Germany / Squeak in Deutschland
Betreff: Re: [Squeak-ev] Scratch in Deutschland/Österreich/Schweiz - und bei squeak.de?

Hallo Stefan!

On Mon, 19 Nov 2007, Stefan Schmiedl wrote:

> Hallo Markus.
> 
> On Mon, 19 Nov 2007 18:11:38 +0100 (CET)
> Markus Schlager <m.slg at gmx.de> wrote:
> 
> > Nachdem Informatik (derzeit noch) in der Regel von inkompetenten
> > Quereinsteigern wie mir unterrichtet wird, ist das Problem der
> > Unwägbarkeiten ein wirklich zentraler Punkt. Das sollte man wirklcih
> > nicht herunterspielen. 
> 
> Ich war auch mal ein inkompetenter Quereinsteiger, jetzt bin ich nur
> noch inkompetent... aber mein Physik-Seminarlehrer hat an der Stelle
> immer gesagt: "Dann machen Sie das Problem zum Programm!"
> 

Keine Sorge, ich komme gut zurecht. Wir sind es bei uns an der Schule in 
der Fachschaft auch gewohnt, unsere eigenen Wege zu suchen und dickere 
Bretter zu bohren. (Als Systembetreuer haben wir uns z.B. auf Linux-Basis 
einen deutschlandweit vermutlich ziemlich einzigartigen 
Multiseat-Computerraum zurechtgestrickt.) 'Perfekte Auftritte' sind auch 
nicht meine Sache - bei weitem nicht spannend genug. Ich freue mich immer, 
wenn die Schüler die Probleme lösen, die im Raum stehen. Auch habe ich 
mir durchaus etwas dabei gedacht, Squeak zum wiederholten Male im 
Unterricht einzusetzen. Aber das ist Arbeit, die ich mir nicht machen 
müßte, wenn mir das genügen würde, was z.B. die Schulbuchverlage 
anzubieten haben. In Bayern wird das in den nächsten Jahren Java sein. 
Sonst nichts. Schade eigentlich. Wenn ein Ziel des Squeak-e.V. die 
Verbreitung von Squeak unter Deutschlands Jugend ist, wären Kontakte zu 
Schulbuchverlagen hilfreich - geht da nichts über die Fachdidaktik in 
Magdeburg? Vielleicht schafft es wenigstens Scratch 
noch in einen Teil der kommenden 10.Klass-Büchern in Bayern, nachdem 
einige der Buchautoren selbiges von mir gezeigt bekommen haben.

Aber ich war die letzten beiden Jahre auch immer wieder in der 
Lehrerfortbildung tätig, wobei es primär um Kollegen ging, die 
*fachfremd* (typischerweise Biologen, Physiker, Religionslehrer - ich 
selber habe wenigstens zwei Jahre Nebenbei-Studium hinter mir) den 
Informatikunterricht in den beiden ersten Jahrgangsstufen am 
bayerischen Gymnasium zu bestreiten haben und dafür genau zwei Tage 
Fortbildung erhalten. Die haben nun wirklich 
keine Lust auf 'Probleme' in einem Fach, das sie eigentlich ohnehin 
nicht unterrichten wollen. Scratch ist für sie optimal (trifft mit 
seiner Kachelauswahl auch noch genau das, was im Lehrplan vergesehen 
ist) - die eToys bieten hier schon zu viele Fallstricke.

Markus
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 Markus Schlager               m.slg(at)gmx.de