[Squeak-ev] Smalltalk in der Schule

Tobias Pape Das.Linux at gmx.de
Die Mar 9 12:24:47 UTC 2010


Am 2010-03-09 um 12:53 schrieb Guido Stepken:
>> Es gibt genügend frei verfügbare Software und Entwicklungsumgebungen für Smalltalk.
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> Hier muss ich schon widersprechen. Es gibt in der Smalltalk - Gemeinde weder eine einheitliche GUI noch einen GUI-Builder für nichtkommerzielle Smalltalks. Die GUI's der kommerziellen Smalltalks sind nicht portabel, weder untereinander, noch mit Squeak, Pharo, e.t.c. In Squeak/Pharo fehlen eine riesige Menge wichtiger Bibliotheken, die es nur in kommerziellen Smalltalks teuer zu lizensieren gibt. Es fängt an mit Verschlüsselung (TLS, HTTPS) geht über PDF import/export, bis hin zu qualitativen Unterschieden bei multithreadedding (multithreaded Treiber für SQL Datenbanken), wo ich mit vielen Smalltalks in arge Performanceprobleme hinein gerate. Die Teufel stecken in den Details. Auch wenn es oberflächlich gesehen das eine oder andere gibt, ist die Qualität in der Tiefe oft sehr mangelhaft.
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> Und hier habe ich als Entscheider bei JAVA oder C, C++ einfach die freie Wahl. Es gibt alles in jeder Qualität inzwischen überwiegend sogar frei verfügbar.
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>>  Und die Tatsache, dass es so viel gibt, ist kein Qualitätsmerkmal, schon gar nicht für den Einsatz in der Lehre.
>>  Was schon eher kritisch ist, ist die Verfügbarkeit deutscher Materialien. Da sollten wir ansetzen und endlich Squeak by Example übersetzen, damit man den Lehrkräften auch was an die Hand geben kann.
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> Es geht ja nicht nur darum. Es geht darum, dass unsere Kiddies nach der Schule auch Jobs finden. Und die Chancen liegen einfach viel höher, wenn die solide C, C++, Java Kenntnisse haben. Und sie können dann auch, wenn sie Zeit und Freude haben, an Linux/GNU mit verbessern. Mir ist nicht bekannt, dass da Smalltalker irgendwie mitwirken könnten.
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> Und was die Qualität von SBE betrifft. Es scheitert schon an einem Beispiel, wie ich eine Eingabemaske für eine MySQL Datenbank bastele.
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> Wenn ich Kiddies in Squeak fit mache, über 1 Schuljahr, dann sollten sie danach mindestens etwas können, was draußen "in the wild" auch öfter mal gebraucht wird ...
> Rein akademische Hirnwichserei sollte in Schulen nicht stattfinden. Dafür sind später dann die Universitäten da ... und siehe da, Pharo wird auch nur in dem Dunstkreis voran getrieben.
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> Ich habe ja nix dagegen, das Kiddies in einer AG mal gelegentlich mit Squeak ein Videogame herstellen. Das bekommt man mit denen in einem Schuljahr locker durch. Da kommen sie schnell ans Ziel, frustrationsfrei. Squeak ist aber eher für junge Kiddies geeignet ...
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> Wer aber später mal Programmierer werden will, muss schon zur Frustrationstoleranz und Geduld erzogen werden. Da sind Klick - GUI's, wie Squeak manchmal pädagogisch letztendlich doch nicht soooo wertvoll, wie man meinen möchte. Programmieren ist halt Syssiphusarbeit. Wenn die ihr erstes Programmierprojekt mit Squeak machen und dann denken, alles in der Informatik wäre so einfach, laufen die dann, wenn sie an C, C++ müssen in einen ziemlichen Frust hinein ...
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> Daher denke ich, dass Smalltalk/Squeak nur für junge Kiddies geeignet ist, um die frustrationsfei an Programmieren heranzuführen, deren Hirn etwas zu strukturieren, wie man lustige, mitunter chaotisch aussehende Bewegungsabläufe sauber in Einzellogiken zerlegen bzw formulieren kann ...
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> Und was diesen Übersetzungswahn angeht. Nö. Lass sie mal englisch nebenher lernen ... das eigene Scheitern beim Lesen der SBE motiviert sie eher, im Englischunterricht besser aufzupassen. Man darf Kiddies auch nicht zu viel ihren Arsch hinterher tragen, als Pädagoge.
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> MfG, Guido Stepken

MfG *plonk*