[Squeak-ev] Re: Begrifflichkeiten
Markus Schlager
m.slg at gmx.de
Son Jan 1 22:08:45 UTC 2012
On Sat, 31 Dec 2011, R. Baumann wrote:
> Markus Schlager schrieb:
>
>> Für Schüler des Primarbereichs ist Objekt genauso ein Fremdwort wie Morph.
>
> Markus, das stimmt nicht. "Objekt" hören sie ständig, "Morph" nie. Selbst
> für Erwachsene ist es schwierig. Nicht alle können wie du Homer im Urtext
> lesen.
> Und wenn du recht hättest - "Objekt" müssen sie lernen, das andere Wort
> nicht.
Das mag schon sein (bis auf die Metamorphose im Biologieunterricht oder
bei Ovid), aber:
Erstens gibt es in Squeak sehr wohl eine Klasse Object, die man von Etoys
aus auch erreichen kann. Damit ist 'Objekt' zu allgemein.
Zweitens gehe ich davon aus, daß sich die Entwickler von Etoys oder auch
von Scratch etwas überlegt haben - auch bei der Namenswahl (warum heißt es
in Scratch ausgerechnet 'sprite'?).
Drittens habe ich gewisse Hemmungen, Etoys streng nach
Informatiklehrplänen zurechtzustutzen. Es ist ein Werkzeug, mit dem Kinder
Ideen umsetzen können sollen, nicht in erster Linie ein Werkzeug für den
Informatikunterricht. Wenn ich als Lehrer hier unbedingt Objekt
sagen will, kann ich das mit meinen Schülern ja ausmachen, daß wir dieses
Wort mit M nicht benutzen.
Viertens ist 'Objekt' auch deswegen zu allgemein, weil alle Objekte in
Etoys von Haus aus schon zu viel können, also zu speziell sind. Dann müßte
man wohl korrekt 'Etoysobjekt' schreiben und sich über die Redundanz
ärgern. Das ist dann schon nah an der Schwarmobjektwelt, die Guido
dankenswerterweise ins Rennen geschickt hat. Hat mich übrigens sehr
erfreut :)
Sollte ich wirklich der einzige sein, der Morph mag, ließe ich vielleicht
noch mit mir darüber reden, es mit 'Figur' zu übersetzen.
> Warum kommt "Morph" im Referenz-Handbuch nicht vor? Ganz einfach: weil es
> unnötig ist.
Jetzt muß ich zugeben, daß ich das Referenzhandbuch nicht kenne. Es kann
auch sein, daß das Wort dort nicht vorkommt, weil es selbstverständlich
ist.
> Ähnlich ungewohnt ist das Wort "Halo" (auch aus dem Griechischen). Warum
> nicht einfach Objektmenü? Das ist es doch - oder? Warum es den Benutzern
> künstlich schwer machen - es handelt sich schließlich um
> Grundschullehrerinnen, die Medienerziehung betreiben.
Halo heißt so, weil es so aussieht. Das wiederum gefällt mir sehr gut. Wir
reden hier über eine Zielgruppe (Primarstufe), die mit abstrakten
Begriffen echte Schwierigkeiten hat. Objektmenü schlägt z.B. auch deswegen
fehl, weil es im Halo einen eigenen Menüknauf gibt. Ebenso könnte man
argumentieren, der Betrachter sei das eigentliche Objektmenü.
>
> Bert schrieb:
>
>> In Etoys wird zwischen dem "Player" und seinem "Costume" unterschieden.
>> Ersteres ist intern durch die Klasse "Player", letzteres durch einen
>> "Morph" implementiert.
>
> Diese Theater-Metaphorik ist sehr schwer zu verstehen - im Grunde für den
> naiven Benutzer gar nicht. Man kann es Schülern eigentlich nicht erklären,
> nur drumherumreden.
Diese Theater-Metaphorik bereitet Kindern, denke ich, eher wenig Probleme.
In Scratch ist sie z.B. ebenso und noch deutlicher präsent, weil die
'Welt' dort ganz offen 'Bühne' heißt. Ganz konkret ist z.B.
'trageKostümVon' einfach nur treffend und eben ein Theaterbild. Das macht
jedes Kind im Fasching. Abgesehen davon beschreibt die Theatersprache
schlüssig und zutreffend, was hier passiert. (Nur weil eine Katze
plötzlich aussieht wie eine Maus, verhält sie sich noch lange nicht so.)
Es ist auch das, was Schüler machen können, wenn sie Vorgänge handelnd
durchspielen, ehe sie sie mehr oder minder abstrakt programmieren - sie
spielen Theater.
>
> Im Referenz-Handbuch lesen wir:
>
> •Player
> This Type is used to store a reference to an Object. In Etoys the terms
> Player and Object basically mean the same thing.
>
> Also auch hier wieder eine völlig unnötige Unterscheidung - für naive Leute
> (nicht natürlich für tieferblickende Squeaker und Smalltalker).
Wie Bert schon geschrieben hat, sind player und morph aber eben zwei
verschiedene Dinge. Im nicht-etoys-freundlichen Modus kann man sich im
Halo z.B. auch aussuchen, ob man einen Betrachter für den morph oder für
den player haben möchte. An der Stelle fände ich zu viel Zuckerguß auch
abträglich, wenn es z.B. um den späteren Weg unter die Haube von Etoys
geht, den du ja in deinen Konzepten anstrebst. Da findet man die ganzen
Methoden, die auf den Kacheln stehen, eben nicht in den
morph-Unterklassen.
Markus