Re: [Squeak-ev] Fragen zur „Teilchengrippe“ und anderen Merkwürdigkeiten

Bert Freudenberg bert at freudenbergs.de
Mon Jun 28 11:33:44 UTC 2010


On 28.06.2010, at 11:31, R. Baumann wrote:

> In der Klappe Objekte/Demo heißt das Objekt „TeilchenGrippe“ (mit
> Binnenmajuskel); in der Hilfeblase lesen wir: „Die Original-Simulation von
> beweglichen Teilchen von John Maloney“. In der Klappe Geräte nennt sich das
> Objekt schlicht „Teilchengrippe“ und der Hilfetext lautet: „Hüpfende
> Teilchen, die sich anstecken“.
> 
> Wie können physikalische Teilchen die Grippe bekommen oder einander
> anstecken? Wie passen die Begriffe „Infektion“ (transmitInfection) und
> „Temperatur“ (updateTemperature:) zusammen?

Viele der in Etoys enthaltenen Objekte sind als Demo für einen von Alans Vorträgen reingekommen. Er erklärt mit diesem Beispiel Epidemien, und wie diese in der Bevölkerung wahrgenommen werden. Man kann z.B. ausprobieren, wie die Infektionsrate von der Bevölkerungsdichte abhängt. Oder wie Epidemien mit geringer Infektionsrate anfangs schleichend verlaufen und die Problematik heruntergespielt wird, bis es zu spät ist.

Ich finde gerade keinen Vortrag in dem er das zeigt, aber ich erinnere mich, es öfters gesehen zu haben. Hier ist ein kurzer Vortrag von Alan, natürlich mit Etoys präsentiert:
http://www.ted.com/talks/alan_kay_shares_a_powerful_idea_about_ideas.html

Etoys wurde ja nicht primär zum Programmierenlernen geschaffen, sondern als Mittel, die Mächtigen Ideen unserer Zeit durchschaubar zu machen.

Was nicht heißt, dass das Programmieren uninteressant wäre. Hier ein exzellenter Vortrag über seine generellen Ideen zur Programmierung. Mittlerweile 13 Jahre alt aber immer noch hochaktuell:
http://video.google.com/videoplay?docid=6605997857319097923

Noch viel mehr Videos findet man unter
http://www.smalltalk.org.br/movies/

> Für wen sind die Kommentare (für Klassen bzw. Methoden) eigentlich gedacht?
> Angenommen, sie wären unter anderem auch für Lernende und Lehrende
> (Informatik-Schüler/innen und -Lehrkräfte) bestimmt: in diesem Fall wäre
> Verständlichkeit natürlich höchst wünschenswert.

Typischerweise von einem Entwickler an andere Entwickler. Was der einzelne Entwickler da reinschreibt, ist höchst unterschiedlich.

> Beispielsweise ist der Kommentar zu n take: k (d. h. „n über k“) in der
> Klasse Integer gut verständlich: man erfährt, wozu die Methode dient. Aber
> was soll die Bemerkung: „Use a trick to go faster” ? Ist die Verbesserung
> eines Algorithmus ein „Trick“? Und welchen Trick meint der
> Kommentarschreiber?

(100 take: 98) = (100 take: 2)

> Der Kommentar zu roll: diceString in der Klasse Random  ist etwas
> merkwürdig: Da heißt es: „Roll some dice, DnD-style, according to this
> mini-grammar: …“. Wie man die Methode anwendet (Beispiel, analog zu „6 take:
> 3“), wird allerdings nicht verraten. 
> 
> Zu check: nDice liest man: „Roll some dice, WoD-style.” Was ist DnD-Stil,
> was WoD-Stil?

http://de.wikipedia.org/wiki/Rollenspielsystem

> An wen richten sich die Kommentare – an Fachleute,
> Squeak-Spezialisten, „Insider“ von Computerspielen?

An Benutzer dieser Methoden - wer die Begriffe nicht kennt, wird auch mit den Methoden nicht viel anfangen können. Sie sind Rollenspiel-spezifisch.

> Gerade diese (und andere) Unvollkommenheiten von Squeak machen das System
> allerdings sympathisch und (für Schüler) lehrreich. Sie erkennen, dass ein
> System, das staunenswert viele Dinge kann,  im Innern allerhand
> Inkonsequenzen und Mängel (bis hin zu schlichten Rechtschreibfehlern, siehe
> etwa „dice := epxr {pm expr}“ in roll:, ferner in addMorphFront:,
> invalidRect:, actorStateOrNil, balloonText, hasExtension u. v. a. m.)
> aufweist. Sie werden herausgefordert, die Mängel zu beheben, eventuell im
> Internet nachzuforschen („Wer ist John Maloney, Jesse Welton, Eliot Miranda,
> … ?“), die Kommentare zu ergänzen, die Algorithmen zu verbessern. Das hieße:
> 
> „Informatik lernen = Squeak (a) verwenden, (b) erkunden, (c) verbessern.“

Finde ich auch.

Verbesserungen, selbst wenn es "nur" korrigierte Kommentare sind, werden gerne von der internationalen Entwicklergemeinde entgegengenommen.

- Bert -