[Squeak-ev] RE: [Squeak-ev] Squeak und interaktiver Mathe-Unterricht für Ingenieur-Studis

Hannes Hirzel hirzel at spw.unizh.ch
Mon Jul 8 07:34:50 UTC 2002


On Mon, 8 Jul 2002, Andreas Raab wrote:

> Markus,
> 
> > Gestern  auf einer Feier habe ich einen Mathe-Studenten der TU-Berlin 
> > kennengelernt,
> > der die Datenbank-Anbindung für folgendes Projekt macht:
> > 
> > http://www.gmd.de/PT-NMB/Bereich_Hochschulen/lfd.Projekte/08NM107.htm
> 
> Leider nicht sehr aussagekräftig :-(
> 
> > Was fehlt alles in Squeak, dass es in solchen Szenarien sinnvoll
> > genutzt werden kann, ist es nur Marketing und Man-Power?
> 
> Nicht ganz. Zum einen ist in diesem konkreten Fall, die TeX-Anbindung
> wohl entscheidend. 

Ich denke auch dass Hochschul-Mathematik-Studenten als Zielgruppe für
Squeaknutzung den Anfang etwas zu anspruchsvoll ist (nicht intellektuell, aber im Bezug
auf verfügbare Ressourcen wie Zeit und Geld). Andererseits fällt mir
jetzt ein, dass in Argentinien einiges in dieser Richtung geleistet worden
ist und dass Francisco Garau erwähnt hat, dass Smalltalkprogrammieren
eigentlich dem Formulieren von mathematischen Zusammenhängen
entspricht. TeX-Output zu generieren dürfte nicht ein unüberwindliches
Hindernis sein.

> Zum anderen die Frage wie Mathe-Profs mit sowas
> umgehen wollen. Sie sind eine ziemlich spezifische Nutzergruppe und
> haben an vielen Stellen vermutlich so ihre eigenen Vorstellungen. Ich
> kann mir selber nicht genau vorstellen, wie die Visualisierung von 'ner
> Gaus-schen Elimination formulieren würde ;-)
Bei den Austauschschritten die Elemente, die verändert werden kurz
farblich hinterleuchten und dann ändern; in einem weiteren Morph den
jeweiligen Schritt erläutern und eine 'next step' Taste anbieten...


Generelle Bemerkung: Bis weit hinauf in die Bildungsministerien haben die
Leute gelernt, dass "Java etwas gutes ist" und dass man auf Kompatibilität
achten muss. Squeak hat hier schon mal eine 'Up-hill battle' zu
leisten. Von daher ist eine Anwendung im Bereich Kindergarten /
Grundschule eher denkbar; erstens ist die Zielgruppe grösser, zweitens
zählt die effektive Leistung der SW (Möglichkeiten,
Benutzerfreundlichkeit, wie rasch vermittelbar) der Software mehr und die
Kompatibilität steht nicht so im Vordergrund.

Eine Idee: Ein bekannter Hersteller von Frühstücksflocken (na ja
diejenigen mit viel Zucker drin...) hat neulich seinen Flockenpackungen
Spiele-CDs beigelegt. Das ganze erwies sich dann als Flop, da es sich nur
um Demos handelte, was aber für die kleinen und grossen Käufer nicht erkennbar
war. Der Hersteller erhielt viele enttäuschte Anrufe. 
Das wäre vielleicht ein Feld für Squeak: 
Lernspiele auf Frühstücksflockenpackungen....; eine Hummel
könnte Honig sammeln usw... (einfache Mathematik für Grundschüler)

Neuerdings gibt es ja auch die kleinen CDs mit 210MB Speicher; etwas
billiger in der Herstellung und immer noch genügend Kapazität. Viele
moderne Computer können direkt ab einer CD booten.

Noch eine Bemerkung zum Thema Java:
Ein Generator, der Java-Applets herstellt (Java 1.0.4 bis Java 1.0.8 wegen
der Kompatibilität) wäre vielleicht eine Möglichkeit, d.h. eine Umgebung
wo man mit Etoys rasch etwas zusammenbaut und das dann als Java-Applet
exportieren kann. (Ist aber möglicherweise aufwändig zum Implementieren)

Idee zu den Ingenieur-Studis: 
Warum nicht eine IDE für den NASM (Netwide Assembler, Intel 32 bit
Architektur) bauen mit Animation einer 80386-CPU. Heutzutage ist das
Assemblerprogrammieren einfach, da man mit einer Integerlänge von 32-Bit
schon ordentlich etwas machen kann und die Programmierung nicht viel
anders als mit einem programmierbaren Taschenrechner ist (zumindest kleine
Programme). Interessant für embedded systems. Zielgruppe sind die Leute,
die wissen wollen, wie ein Computer wirklich funktioniert.
Oder das ganze für Knuths MMIX.

Zum Abschluss: Generell finde ich die Idee von Marcus Gaelli gut ein von
einem Bildungsministerium gefördertes Projekt zu suchen und dort etwas zu
machen. Meist fehlen gute Informatiker und die Leute sind froh, wenn sie
jemanden kriegen. Viele Projekte sind auch in der Werkzeugwahl recht
frei. Im Moment ist noch Aufbruchstimmung vorhanden, das wird vermutlich
erst in ein.. zwei Jahren drehen, wenn man sieht, dass man mit den
aktuellen Tools nur schildkrötenmässig vorwärts kommt. Das dicke Ende wird
dann auch die Wartung sein...

Ciao,
   - Hannes