[Squeak-ev] ... Squeak und Kinder ... verlorengegange Posting ...

Marcus Denker denker at iam.unibe.ch
Mon Okt 25 14:52:16 UTC 2004


Am 22.10.2004 um 14:26 schrieb Harald M. Müller:

>
> Für mich ist der Artikel von Alan Kay unter
> www.squeakalpha.org:8080/super/310 der zentrale Artikel: D.h. es
> beschreibt die Vision hinter dem, was sich da bei Squeak abspielt - 
> also
> eben "Children(!!!!), Mathematics, Science and Computers". Damit ist
> aber EToys doch das primäre Ziel des ganzen Projekts - alle anderen
> Aspekte sind rein technische Aspekte. Wie kann sich dann die Community
> "weniger für Etoys und mehr für Smalltalk" interessieren????? - dann
> wird das ganze doch nur "die nächste Plattform für Freaks" oder von mir
> aus auch für die ganze IT-Industrie - aber eben nicht Kinder!
> - oder liege ich da um Kilometer daneben, d.h. zählt Alan Kay eher als
> "Spinner" in der Community?
> oder ist vielleicht der Artikel schon
> ** so alt, dass der Children-Aspekt schon lange nicht mehr relevant ist
> (aber was ist dann das noch genialere Nachfolgeprodukt zu EToys?)
> ** so neu, dass der Kinderaspekt noch überhaupt nicht von der Community
> akzeptiert wird? - die baut noch am "Assembler" ...
> [leider steht dort gar kein Datum, wo man sieht, von wann der Artikel
> ist].
>
> Sich-am-Kopf-kratzend, und hoffentlich niemand vergrätzt habend ...
>

Hallo!

Das ist eine Thema, das viele verschiedene Aspekte hat... einmal:
Squeak wurde 1996 unter der Squeak lizenz freigegeben. Damals
war es einzig ein 100% port von Apple Smalltalk. Kein Morpic, kein 
eToys.

Die Entwickler und Alan Kay ("Squeak Central") wollten eine Umgebung 
fuer
Experimente haben. Eines dieser Experimente war dann eToys.

Dieses Squeak wurde veroeffentlicht und in der Smalltalk community haben
es einige Leute erfreut aufgegriffen und angefangen, das System zu 
verbessern.
Als Smalltalk System. (kein wunder, es war damals nix anderes)

Es gibt also schonmal mindtestens zwei communities: Die Leute die 
Squeak als Entwicklungsumbegung
(IDE) nutzen und weiterentwickeln und die, die es fuer die schule 
nutzen oder weiterentwickeln.

Diese Gruppen ueberlappen durchaus: Eine bessere IDE oder sogar 
Programmiersprache fuer die
Profis hilft ja auch dem Squeakland projekt. Und ich denke das einige 
der leute diesen aspekt als
sehr wichtig ansehen, auch wenn sie "nur" and Squeak-als-IDE arbeiten: 
Wenn ich nun mal Informatiker
bin, dann will ich doch dort helfen, wo ich am besten bin.

Ein anderer Aspekt: Squeak soll ein System sein, dass "fuer kinder 
jeden alters" gedacht ist. Es bietet
kleinen Kindern Beschraenkungen und Hilfen, die es ihnen erlaubt, das 
system zu verwenden. Dies
sollte nicht nur fuer die kleinen Kinder gelten: Squeak sollte auch 
eine umgebung fuer Teenager oder "normale"
Erwachste haben. Und es sollte sogar dem echten hacker keine Grenzen 
auferlegen. eToys ist eine Idee,
wie so eine Umgebung fuer Kinder aussehen kann. Fuer die aelteren haben 
wir noch nix (leider). Aber
fuer die Hacker gibt's schon das Smalltalk system, indem alles 
implementiert wurde.

Diese idee *eines* umfassenden, "mitwachsenden" systems finde ich sehr 
faszinierend. Ich empfinde es als
sehr, hmm, unehrlich, den Kindern ein System vorzusetzten, das "nur 
fuer kinder" gemacht wurde. So wie BASIC:
Sobald man's verstanden hat sagt der Lehrer: Aetsch, das verwendet 
niemand.

Ein System "nur fuer Kinder" bedeutet am Ende, Kinder nicht ernst zu 
nehmen.

Die verschiedenen Communities, die Squeak verwenden, sehe ich als 
symbiotisch.

Trotzdem gibt es natuerlich auch Spannungen zwischen den communities. 
Aber ich denke, dass die positiven Effekte
ueberwiegen: Die Profi-Tools (z.B. Monticello) stoeren ja die eToys 
community nicht. Das einzige was ein Problem sein kann
sind Leute, die jegliche Aenderung als negativ sehen "Das ist kein 
Smalltalk 80". Jep. Ist es nicht. Aber ich denke
nicht, dass das ein grosses Problem sein wird. Die, die machen, 
bestimmen den Kurs.

Neben eToy und "IDE" community gibt es noch eine menge andere... z.B. 
die Uni ecke im Bereich Programmiersprachen
(was wie hier in Bern machen) oder die communities rund um Croquet.

Also: Natuerlich gibt es Spannungen durch diese verschiedenen Nutzer, 
aber ich sehe diese Spannungen eher als
Chance denn als Hinderniss.

          Marcus