[Squeak-ev] Scratch in Deutschland/Österreich/Schweiz - und bei squeak.de?

Markus Schlager m.slg at gmx.de
Sam Nov 24 00:10:04 UTC 2007


Hallo Klaus

On Thu, 22 Nov 2007, Klaus D. Witzel wrote:

> On Thu, 22 Nov 2007 21:19:42 +0100, Markus Schlager wrote:
> ...
> > * 'Mein Ding' besteht im Moment darin, Wege zu finden, mit Squeak im
> >   Unterrichtseinsatz am Gymnasium vernünftige Dinge zu tun, die sich mit
> >   dem Lehrplan vertragen. Zielgruppe sind die Jahrgangsstufen 6,7,9,10.
> ...
> > - Datenflussdiagramme, die etwas tun (z.B. rechnen, Strings verarbeiten,
> >   Skripte starten... -- rechnen können meine Diagramme schon)
> > - Visualisierungen von Smalltalk-Code in Form von UML-Diagrammen,
> >   idealiter auch so, daß die UML-Diagramme der Ausgangspunkt sind und
> >   entsprechenden Smalltalk-Code generieren. BlueJ ist hier die
> >   Standardkonkurrenz.
> > - Ideen für schlaue Projekte, die sich etwa mit einer 10. Klasse bei
> >   zweistündigem Informatikunterricht sinnvoll realisieren lassen. Was
> >   weiß ich, Web-Anwendungen mit Datenbankanbindung, Simulationen,
> >   Spiele...
> 
> Will jetzt garantiert keinem zu nahe treten aber sind das nicht (fast) alles
> Bereiche in denen gutbezahlte Profies, nach hart erreichtem Uni Abschluss, ihr
> Weissbrot verdienen und mit denen die dann auch (gem. # Manager << #
> Untergebene) den Rest ihres Daseins fristen werden.
> 
> Sollen die Zielgruppen sich wirklich mit sowas beschäftigen oder habe ich da
> (hoffentlich) etwas falsch verstanden?
> 

Dazu musst du die Lehrpläne lesen, für Bayern
<http://www.isb-gym8-lehrplan.de/>. In vier Schuljahren sollen die
Schüler die verschiedenen Modellierungstechniken kennen lernen und mit
Hilfe von 'Informatiksystemen' umsetzen. Was weitgehend fehlt, ist in der
Tat auf Unterrichtsbedürfnisse zugeschnittene didaktische Software. Hier
dürfen die Profis gerne ihr Hirnschmalz investieren. Das wichtige im
Unterricht ist an sich das Malen von Diagrammen. Wenn es dann Software
gibt, in der man dieses Malen von Diagrammen sinnvoll in Resultate
umsetzen kann, ist das höchst erfreulich. Zum Thema Datenflußdiagramme
versucht an der LMU in Münhen gerade ein Fachdidaktiker im Rahmen seiner
Dissertation so etwas zu programmieren. Im Moment kennen die Schulbücher
als Anwendungsfall dazu nämlich lediglich die Tabellenkalkulation. Mit
den 'Connectors' von Ned Konz lassen sich aber ziemlich einfach wenigstens
Datenflussdiagrammbausteine bauen, die in der Lage sind, Zahlen als Werte
zu übernehmen und in Teilprozessen weiterzuverarbeiten. Nur weiß das
natürlich wieder so gut wie kein Informatiklehrer. Auf der UML-Schiene
ist z.B. umbrello unter Linux ein gutes Werkzeug, das immerhin auch
Python-Code ausspuckt, aber eben kein Smalltalk.

Spätestens in der 10. Jahrgangsstufe sollen die Schüler auch komplexere
Aufgaben bestreiten. In der kommenden gymnasialen Oberstufe mit ihren
Seminarfächern ist gar vorgesehen, daß Schüler in 15-18er-Teams reale
Projekte in Zusammenarbeit mit externen Partnern realisieren - so wie
Projekte im 'richtigen' Leben laufen - einziger Haken: Der Projektleiter
(also der Lehrer) kann seine Mitarbeiter (die Schüler)  nicht einfach
hinauswerfen, genausowenig können die Schüler einmal gewählte
Projektteams verlassen.

Was soll ich sagen - wer Squeak et al. an die Schulen bringen will, muß
die Lehrpläne lesen, auf Lehrerfortbildungen präsent sein und
rechtzeitig die Schulbuchverlage anbohren. Für letzteres ist es in Bayern
im Grunde schon wieder zu spät. Die kommenden Schulbücher werden
Java-Bücher sein. Spätestens im Juli/August 2008 werden sich hier
Informatiklehrer auf die Suche machen, wie sie den neuen Lehrplan umsetzen
können. Wenn man ihnen bis dahin Material an die Hand geben kann, hat man
Chancen, einen Fuß in die Türe zu bekommen.

Es gibt eines, das man wissen muß: Lehrpläne sind bindend. Was in ihnen
steht, muß(!) ein Lehrer behandeln.

Markus
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 Markus Schlager               m.slg(at)gmx.de