On Tue, 27 Dec 2011, R. Baumann wrote:
Markus' Projekt "Grundtechniken in Etoys" ist - mit Verlaub - ein Irrweg.
Das Projekt ist (noch) kein didaktisch aufbereitetes Lernmaterial, sondern erst einmal nur eine Notizzettel für mich, den ich quasi als Präsentationsfolien bei einem Etoys-Workshop benutzt habe - größtenteils Dinge, die ich bei Etoys dauernd brauche, aber nirgends schlüssig dokumentiert gefunden habe.
Niemals wird sich auf diese Weise auch nur ein Hundertstel von dem, was über Etoys zu lernen ist, vermitteln lassen. Dazu ist das - auf Papier gedruckte
- Buch da.
Stellt sich die Frage, ob sich in Buchform Dinge machen lassen, die sich nicht auch so in Etoys darstellen lassen. Text, Bilder und Tabellen gibt es auch digital. Zudem lassen sich Inhalte flexibler vernetzen als auf Papier.
Der/die Lernende hat neben sich auf dem Tisch das Buch "Freudenberg/Mietzsch: Medienbildung (in der Grundschule) mit Etoys" liegen und erstellt am Computer eine Präsentation zum Thema "Weihnachten in Sachsen-Anhalt, Hessen und anderwo".
Statt des Buches auf dem Tisch kann er genausogut ein weiteres Fenster am Rechner geöffnet haben. Ich selber habe etwa 'Squeak by example' bislang nur digital benutzt. Aber warum soll ich zwei Fenster geöffnet haben, wenn sich alles auch innerhalb der einen Umgebung haben läßt, die ich ohnehin benutze?
Wirkliches Lernen im Physikunterricht findet z.B. am besten über in Schülerübungen selbst durchgeführte Experimente statt.
Ja, aber nicht, indem man in einem vorgefertigten Skript Leerstellen ausfüllt.
Das ist schon klar. Ein klassisches Beispiel wäre eine Aufgabenstellung der Art "Baue einen Kran, der diese oder jene Last von A nach B befördern kann". Unterfüttern läßt sich das dann durch abgestufte Hilfen, die aber vielleicht nicht jeder benötigt. Die Überprüfung des Erfolgs ist hier auch für den Lernenden selbst möglich, weil die Last am Ende eben bei B ist oder nicht.
Projekte wie EtoysCastle verfolgen einen vergleichbaren Ansatz, scheint mir. Lernmaterial zur Vermittlung von Techiken mit Erfolgskontrolle. Das geht mit einem Buch aber nicht. Das Buch kann nur einen (oder vielleicht zwei) Lösungsvorschläge vorstellen, mir als Lernendem aber wenig bis keine Rückmeldung über die Qualität meiner eigenen Lösung geben. Zudem hat das Buch das Problem, für ein Programmierproblem erst einmal einen Kontext darzustellen, den ich als Lernender erst einmal herstellen muß, was meine programmatorischen Fähigkeiten in diesem Moment aber übersteigen mag. Typischer Ausweg des Buches: Begleitmaterial, also Dateien, die man laden muß. Warum dann in einem Multimediasystem wie Etoys nicht einfach das Buch weglassen? Wenn ich mir etwa die 'Powerful ideas' ansehe, können die doch ohnehin nur einen matten Abglanz von dem widerspiegeln, was in den Projekten wirklich steckt.
Was mir z.B. sehr gut gefällt, sind die Kurzanleitungen in der Etoys-Hilfe. Neben dem Text habe ich dort ggf. auch gleich ein Beispielobjekt, mit dem ich die betreffende Technik auch sofort gezielt ausprobieren kann.
Im übrigen sollte man das Wort "bookmorph" vermeiden, da alle Objekte in Etoys "Morphe" sind; die Bezeichnung wäre sinnvoll, wenn es auch Objekte anderer Art gäbe (wie in Squeak). Besser: "Objekt vom Typ >Buch<" oder "Buch-Objekt".
In squeak *ist* ein bookmorph ein bookmorph. Wie das Objekt in Etoys heißt, war mir beim Schreiben weder geläufig noch wichtig.
Markus