On Fri, 23 Dec 2011, R. Baumann wrote:
Hinsichtlich der Bewertung von Projekten sollte man sich vielleicht erst über die Kriterien klarwerden; diese hängen wiederum von der Zielsetzung des jeweiligen Projekts ab.
Es gibt erstens Projekte, die von Schüler(inne)n erstellt wurden; besonders viele davon findet man bei EtoysIllinois. (Dort ist auch viel Schrott darunter.)
Zweitens gibt es Projekte, in denen gewisse Programmiertechniken demonstriert werden sollen, wie zum Beispiel die von Yoshiki, mit denen er die Möglichkeiten von Kedama aufzeigen will. Auch Spielereien sind dabei, wie sie Bert etwa liebt, oder Tricksereien (Markus Källi).
Drittens gibt es Projekte mit didaktischem Anspruch, wie z. B. die von Avigail Snir, von Kathleen Harness und neuerdings von Steve Thomas.
In diesem Zusammenhang müsste man diskutieren, weilchen didaktisch-methodischen Sinn die Projekte überhaupt haben. Meiner unmaßgeblichen Privatmeinung nach haben nur die Projekte der ersten Art, das heißt die von Schülern und Schülerinnen, Sinn. Schüler sollten grundsätzlich ihre Arbeiten in einem Projekt dokumentieren.
Den Umgang mit Etoys über Projekte lehren zu wollen, wie es Harness u. a. versuchen, ist mines Erachtens Unfug. Auch ein Mathematik- oder Physiklehrbuch kann man nicht durch Projekte ersetzen (wie es z. B. gewisse Projekte im französischen OFSET-Wiki oder einige Spanier versuchen).
Das sehe ich, mit Verlaub, ganz anders. Wirkliches Lernen im Physikunterricht findet z.B. am besten über in Schülerübungen selbst durchgeführte Experimente statt. Mathematik lernt man, indem man sie problemlösend anwendet. Entdeckendes Lernen ist meines Erachtens durchaus produktiv. Auch stellt beim Erlernen des Programmierens das Studium vorhandener Quelltexte ein durchaus probates Mittel dar, würde ich meinen.
Was nun die Auswahl von Projekten für die Präsentation auf der Squeak-Homepage angeht, sehe ich in Schülerprojekten am allerwenigsten einen Sinn, solange sie nicht tatsächlich gelungen sind. Derartige Projekte findet man auf scratch.mit.edu zuhauf. Dort haben sie auch ihren Sinn, weil es sich um eine Plattform zum Teilen und Veröffentlichen handelt, auf der man in einer Community präsent sein kann. Aber die große Etoys-Gemeinde sehe ich hier im deutschsprachigen Raum nicht. Außerdem gibt es dafür ohnehin den Showcase auf squeakland.org. Der Zweck der ev-Homepage scheint mir aber ein anderer.
Ich frage mich, wer die Projekte anschauen soll und warum er/sie das tun könnte. Wenn ich von mir selber ausgehe, gibt es zwei Gründe:
1. Sehen, was man so alles machen kann (könnte das gehen, was ich vorhabe?). Da interessieren mich repräsentative typische Dinge. Vieles davon findet sich ohnedies in der Projektgalerie, die im Image integriert ist, oder im featured showcase auf squeakland.org.
2. Sehen, wie etwas gemacht ist - auch eher typische Dinge. Ein paar Sachen, die ich für dringend zu dokumentieren erachte, habe ich mir zu Fortbildungszwecken einmal in angehängtem Projekt zusammengestellt. Das gehört an sich noch ausgebaut und etwa um Übungsaufträge erweitert, damit ein Nutzer die vorgestellten Techniken nicht nur nachvollziehen sondern auch gleich handelnd lernen kann. Klassiker dieser Art von Projekten dürfte das car-tutorial sein. Gibt es so etwas auch für anspruchsvollere Dinge/Techniken?
In beiden Fällen, denke ich, werde ich eher in Projekten von Experten fündig als in irgendwelchen explorativ entstandenen Schülerprojekten. Letztere sind dann interessant, wenn ich wissen will, was ein typischer Etoys-Nutzer (aus der offiziellen Zielgruppe) damit tatsächlich umsetzen kann. Aber wer sortiert hier nach Qualität?
Gerade bei einem visuellen Konzept wie Etoys bin ich mir nicht sicher, ob tatsächlich Bücher das Mittel der Wahl zur Dokumentation sind, eher wohl Screencasts. Aber Etoys bietet eben auch selber von der Idee her richtig gute Elemente für Dokumentationszwecke: Bookmorph und EventTheatre. Damit lassen sich Projekte bauen, die nicht nur etwas fertiges zeigen, sondern auch eine Hilfe bieten, das gezeigte selbst zu adaptieren.
@bert: Ein konkretes Problem, das ich bei der Arbeit mit dem Bookmorph hatte (und habe), besteht darin, daß geöffnete Skripteditoren, die ich eigentlich gerne auf einer Seite des Bookmorphs eingebettet hätte, von dort verschwinden, sobald ich dasselbe Skript über einen Betrachter in der Welt öffne. Deshalb habe ich in dem angehängten Projekt immer nur exportierte bitmaps statt der eigentlichen Skripteditoren in das Bookmorph gesetzt. Die Luxusfassung wäre, daß ein Skripteditor in einem Bookmorph immer offen bleiben und seine Darstellung aktualisieren könnte, falls sich sein Skript verändert. Hältst du so etwas für vernünftig?
Schöne Grüße
Markus