Irgendwie habe ich den Eindruck, dass auch Lehrer (ich gehe auch gelegentlich ehrenamtlich an Schulen) inzwischen etwas ernüchtert sind. Hier mein Eindruck, Dinge, die mir aufgefallen sind:
Kein vernünftiges Qualitätsmanagement: Dinge, die früher mal funktionierten, laufen heute nicht mehr. Z.B. Text auf einer Kurve laufen lassen (Follow owners curve). Nicht nur, dass die Entwickler keine eigenen Tests machen, nein, die Lehrer, die das bemerken, verzichten inzwischen darauf, ein Ticket zu öffnen, weil sich eh keiner darum kümmert ...
Schüler haben selber den Eindruck, es mit Anfängersoftware im Alpha-Stadium zu tun zu haben. Dauernd öffnet sich ein Debug-Fenster wegen irgendeinem Scheiß. Für Lehrer, die entgegen vielerlei Widerstände dennoch Etoys lehren, ein echtes Problem. Scratch und BYOB laufen da im Unterricht "runder", problemloser.
Immer wieder Kompatibilitätsprobleme mit dem .pr - Format ... was läuft jetzt überhaupt noch unter welcher Etoys Version? Viele Projekte konnte ich wegschmeissen, weil ich sie in irgendeiner Etoys Version mal generiert habe, die ein zu neueren Versionen inkompatibles .pr Format erzeugt haben. Diese Inkompatibilitäten dürfen nicht sein.
Die Plugin's für Browser ... hmmm ... funktionierten auch mal, ... inzwischen aber nicht mehr. Warum?
Schaut man sich die Mailingliste von Pharo an, was die alles an Fehlern in Squeak beseitigt haben, im Laufe der letzten zwei Jahre, so gewinnt man den Eindruck, dass hier so einiges im Argen liegt. Programmiersprachen, Dialekte, e.t.c. überleben nur durch Killer-Apps. So z.B. wäre Ruby ohne Rails auch schon tot. Ruby wird weiter gepflegt, weil es eine große Schar von Professionellen gibt, die Interesse an der Pflege und Weiterentwicklung der Libs, von Ruby selber haben. Bei Squeak sehe ich da schwarz. Einige verzweifelte Anstrengungen mit CMSBOX o.ä., wofür sich aber auch kaum jemand interessiert. Webhoster können mit einem Interpreter, dessen Speicherverbrauch nicht zu kalkulieren ist, nix anfangen. Die Vhosting Server fliegen denen um die Ohren. Also weg mit serverseitigem Squeak!
Auch gibt es keinen fliessenden Übergang zu professionellen Lösungen, die höhere Verbreitung hätten. Klar gibt es "professionelle Lösungen" in Squeak, aber die Kunden kann man an zwei Händen zählen, die das einsetzen wollen. Der Rest setzt auf Mainstream - Lösungen und Programmiersprachen, wo sicher ist, dass die in ein paar Jahren noch existieren werden (Typo3, Rails, Plone, e.t.c.)
Finanzierung: Niemand bezahlt für Verbesserungen, der Verein selber scheint auch nicht in der Lage zu sein, neue Sponsoren zu finden ... kein PayPal - Button auf der Homepage zu finden ... ;-(
Und soweit ich informiert bin, verlassen sogar die Scratch Programmierer das Boot. Scratch soll in Flash neu implementiert werden ... kein Wunder ... damit könnte man Unterricht "out of the box" machen, ohne Plugins vorher installieren zu müssen, e.t.c.
Grüsse, Guido Stepken