Im (neuen) Heft 163/164 der Zeitschrift ist ein Diskussionsbeitrag von Ralf Romeike erschienen, der sich kritisch mit Etoys/Squeak auseinandersetzt und die Überlegenheit von Scratch als Werkzeug der informatischen Bildung nachzuweisen sucht. Mit Recht stellt er gewisse Mängel von Etoys/Squeak fest; doch wird der denkende Leser, der im gleichen Heft einen Aufsatz zur objektorientierten Modellierung mit Smalltalk/Squeak findet, rasch die Unwesentlichkeit der Einwände erkennen.
Den entscheidenden Vorzug von Etoys/Squeak kann Romeike nicht abstreiten, nämlich dessen Offenheit: die Tatsache, dass kein Unterschied zwischen Werkzeug und Produkt besteht. Benutzer und Entwickler haben gleiche Möglichkeiten und Rechte (wie Bert Freudenberg einmal zutreffend festgestellt hat). In Bezug auf die informatische Bildung heißt dies, dass Schüler und Schülerinnen in ihrer Rolle als Benutzer zugleich Entwickler sind, dass sie also einerseits, das Softwaresystem erkundend, am Vorbild lernen und andererseits dieses System aus- und umgestalten, gegebenenfalls verbessern können. Damit wird die Forderung der modernen Lern¬theorie erfüllbar, „dass sich Wissen nicht ‚übertragen‘ lässt, sondern vielmehr in kon¬kreten Situationen jeweils neu auf dem Hintergrund der eigenen Erfahrungswelt konstruiert werden muss“ (Bildungsstandards Informatik, 2008, S. 5).
Etoys/Squeak ist ein Werkzeug, das allen möglichen didaktischen Systemen und Produkten, wie beispielsweise Scratch, im Hinblick auf die genannten Ziele informatischen Lernens turmhoch überlegen ist. Es ist an der Zeit, dass die Squeak-Gemeinde dies offensiv vertritt und durch Unterrichtsvorschläge überzeugend nachweist.
R. Baumann