Hallo, Rita!
Jaja, wo ist das Problem? In 5 Minuten stelle ich die verschiedenen Schleifen vor, und danach alles nur noch mit Iteratoren....
Es dauert viel länger, Schüler mit der Idee einer Schleife vertraut zu machen, als man glaubt. Es wäre sicher leichter, wenn sie schon alle in der Grundschule mit Etoys hätten arbeiten dürfen. Jedenfalls ist das eine Grundannahme, die nur leider schwer zu belegen ist.
Ich bin überrascht. Aber - ein ähnliches Problem hatte ich, als ich Variablen und XY- in Squeak erklären musste ...
300 Mannjahre Entwicklungsarbeit in Squeak und "verstehen"?
Ich rede ja nicht davon, dass sie Squeak als System verstehen. Ich meine, sie sollen das Problem, das programmiert werden soll, verstehen. Natürlich bin ich der Meinung, dass Squeak dafür ein ideales Werkzeug ist, eben wegen der Vorteile der Semantik, die du oben angesprochen hast. Aber es existiert ein Pool an Informatik-Aufgaben, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben und die sozusagen immer als Maßstab dienen. Wenn man diese üblichen Aufgaben mit einer Programmiersprache umsetzen kann, dann ist die Sprache gut geeignet. Das war mein größtes Problem in meinem ersten Squeak-Kurs (also Smalltalk), passende Aufgaben zu finden. Ich habe Mark Guzdials Buch benutzt, ich musste es ja selber alles lernen. Und da ist es eben in den Augen der Lehrer schon ein Manko, dass man sich nicht sofort eine Oberfläche zusammenklicken kann.
Huch? Alles in Squeak ist GUI. Es gibt aber ein Tweak - Image mit einem C-Project-Builder, womit man herkömmliche GUI zusammenschubsen kann, die Klassen sind ja da.... weiß aber nicht, wie brauchbar das alles ist, die Entwicklung wurde gestoppt ... aber es schaut so aus, wie ein GUI Builder, wie ich ihn von Winzigweich kenne.
Dass man eine viel größere Flexibilität hat, wenn man selber bestimmen kann, wie die Interaktionsobjekte aussehen, wird nicht als erstrebenswerter Vorteil für die Schule wahrgenommen. Es gibt da auch so eine Abwehrhaltung, da kommt jemand und behauptet, das, was man selber macht, wäre schlechter, also Java ist schlecht und Delphi, das verteidigen die Lehrer dann natürlich. Und es ist schon einfacher, Smalltalk zu programmieren, wenn man vorher nichts anderes gemacht hat, als wenn man z.B. von Delphi kommt.
Nenene. Ich bin inzwischen bei meiner 19 Programmiersprache angelangt .... habe einige nur kurz, andere dauernd programmiert ... Es liegt wirklich an der Flexibilität und Wendigkeit der eigenen Hirnstrukturen, ob man willig ist, völlig andere Strukturen mal auf sein Hirn wirken zu lassen. Es erzeugt stets ein ungutes Gefühl, was "Kognitiver Dissonanz" gleich kommt.... habe es nie bereut ... auch andere Universalsprachen habe ich auch gelernt ....lernen müssen, im Ausland ...
Und die zur Zeit im Schuldienst befindlichen Lehrer kennen alle eine Programmiersprache und das wird bei den wenigsten Smalltalk sein.
Und? Smalltalk erlernt man, wenn man von Pascal, Oberon, ... kommt, doch schnell. Bei OO- Tja, das dauert ein paar Monate, bis man das mentale Modell tatsächlich "gefressen" hat, mitunter bis zu 1/2 Jahr, wenn man sich 2-3 /Woche mal je ein Stündchen neuen Code anschaut und programmiert.
Die Vorgehensweise, sich das System zu erschließen, indem man es durchforstet, ist auch völlig ungewohnt.
Nun, für mich war Squeak ja auch völlig neu, Smalltalk konnte ich nicht, aber ich habe es in ca. 20 Stunden, mit ein paar doofen Fragen doch hinbekommen, eigene Kacheln zu implementieren .... sodaß nun selbstgemalte Objekte eine selbstgemalte Rutsche hinunter gleiten, um dann bei Y=0 zu zerschellen. Bei mir jedoch stimmte das mentale Modell von OO perfekt. Alles, was ich untersuchte, rastete bei mir in vorhandene Schablonen ein, und erzeugte bei mir sogar extatische Gefühle - geil, einfach nur noch geil, das Zeug.
Hier ist es ebenfalls schwierig, zu vermitteln, dass gerade das ein revolutionärer Ansatz ist.
Ist es nur dann, wenn zuvor didaktisch korrekt das mentale Modell zu OO aufgebaut wurde. Und das geht z.B. bei Squeak über EToys und die Vermittlung von rein OO-Begriffen. So z.B. bei dem Behälter, wo man Zeiger auf Objekte im Behälter setzen kann. Man kann da auch völlig andere Dinge hineinschmeißen, die dann der Reihe nach ausgeführt werden ... Iteratoren halt, was die Inkrementieren, und was sich das Männeken dann für Kostüme anzieht, das ist völlig egal, Vektorobjekte, Animationen, das Aussehen von Männeken, die auch wieder Kostüme anhaben, Skripte, Textverarbeitungen, Access - Datenbanken, völlig egal. Der Iteriert einfach durch, zählt, numeriert ... egal, ob man Obstsalat oder Gemüsebrühe hineintut.
Es wird nichts versteckt, ich kann mir alles ansehen und sogar das ganze System ändern, wenn ich will. Wahrscheinlich fehlt für ein solches System das didaktische Konzept für die Lehrer.
Schon dabei.
Das muss genauer ausgearbeitet sein, am besten mit Unterrichtsbeispielen und allem drum und dran. Eigentlich müssten wir die BotsInc-Umgebung ins Deutsche übersetzen, ich könnte mir vorstellen, dass man damit diese Vorgehensweise gut lernen kann.
Aha.
Ich finde schon, dass Schüler auch mit herkömmlichen Textverarbeitungssystemen umgehen können sollten.
*lach* Und nach 20 Stunden beherrschen die immer noch nicht das Rechnen im Text? In Squeak mache ich ein Fenster auf, tippe 34*0.57 und ALT-P ... das Ergebnis steht dann da....
Hm, ist Rechnen im Text denn das Kriterium? Ich weiß, wie einfach das in Squeak geht. Vielleicht fehlt mir da selber noch das Verständnis, aber einen Brief würde ich in Squeak nicht schreiben.
Wieso nicht? Ich kann sogar über Postscript PDF's aus Squeak erzeugen und drucken ...
Das muss aber heute fast jeder, der sich irgendwo bewerben will. Und ich finde es erschreckend, dass den meisten völlig fremd ist, dass man einen Text strukturieren kann.
Och. Das geht in Squeak nicht? Es geht sogar grafisch. Einfach Textfelder auf den Schirm malen, mit Connector-Pfeilen verbinden, damit klar ist, welcher Text nach welchem geschrieben wird. Einen Iterator bauen, der die Texte einsammelt und druckt. Und wenn ich will packe ich die alle auch noch in das Buch, mit Seitenzahlen drunter, und lasse die der Reihe nach ausdrucken. Dafür ist der Morph "Buch" ja da.
Have fun!
Viele liebe Grüße, Guido
stepken (13.03. 17:32):
Das muss aber heute fast jeder, der sich irgendwo bewerben will. Und ich finde es erschreckend, dass den meisten völlig fremd ist, dass man einen Text strukturieren kann.
Och. Das geht in Squeak nicht? Es geht sogar grafisch. Einfach Textfelder auf den Schirm malen, mit Connector-Pfeilen verbinden, damit klar ist, welcher Text nach welchem geschrieben wird. Einen Iterator bauen, der die Texte einsammelt und druckt. Und wenn ich will packe ich die alle auch noch in das Buch, mit Seitenzahlen drunter, und lasse die der Reihe nach ausdrucken. Dafür ist der Morph "Buch" ja da.
Inhaltlich! Nicht technisch.
s.
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