Hallo Klaus
On Thu, 22 Nov 2007, Klaus D. Witzel wrote:
On Thu, 22 Nov 2007 21:19:42 +0100, Markus Schlager wrote: ...
- 'Mein Ding' besteht im Moment darin, Wege zu finden, mit Squeak im Unterrichtseinsatz am Gymnasium vernünftige Dinge zu tun, die sich mit dem Lehrplan vertragen. Zielgruppe sind die Jahrgangsstufen 6,7,9,10.
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- Datenflussdiagramme, die etwas tun (z.B. rechnen, Strings verarbeiten, Skripte starten... -- rechnen können meine Diagramme schon)
- Visualisierungen von Smalltalk-Code in Form von UML-Diagrammen, idealiter auch so, daß die UML-Diagramme der Ausgangspunkt sind und entsprechenden Smalltalk-Code generieren. BlueJ ist hier die Standardkonkurrenz.
- Ideen für schlaue Projekte, die sich etwa mit einer 10. Klasse bei zweistündigem Informatikunterricht sinnvoll realisieren lassen. Was weiß ich, Web-Anwendungen mit Datenbankanbindung, Simulationen, Spiele...
Will jetzt garantiert keinem zu nahe treten aber sind das nicht (fast) alles Bereiche in denen gutbezahlte Profies, nach hart erreichtem Uni Abschluss, ihr Weissbrot verdienen und mit denen die dann auch (gem. # Manager << # Untergebene) den Rest ihres Daseins fristen werden.
Sollen die Zielgruppen sich wirklich mit sowas beschäftigen oder habe ich da (hoffentlich) etwas falsch verstanden?
Dazu musst du die Lehrpläne lesen, für Bayern http://www.isb-gym8-lehrplan.de/. In vier Schuljahren sollen die Schüler die verschiedenen Modellierungstechniken kennen lernen und mit Hilfe von 'Informatiksystemen' umsetzen. Was weitgehend fehlt, ist in der Tat auf Unterrichtsbedürfnisse zugeschnittene didaktische Software. Hier dürfen die Profis gerne ihr Hirnschmalz investieren. Das wichtige im Unterricht ist an sich das Malen von Diagrammen. Wenn es dann Software gibt, in der man dieses Malen von Diagrammen sinnvoll in Resultate umsetzen kann, ist das höchst erfreulich. Zum Thema Datenflußdiagramme versucht an der LMU in Münhen gerade ein Fachdidaktiker im Rahmen seiner Dissertation so etwas zu programmieren. Im Moment kennen die Schulbücher als Anwendungsfall dazu nämlich lediglich die Tabellenkalkulation. Mit den 'Connectors' von Ned Konz lassen sich aber ziemlich einfach wenigstens Datenflussdiagrammbausteine bauen, die in der Lage sind, Zahlen als Werte zu übernehmen und in Teilprozessen weiterzuverarbeiten. Nur weiß das natürlich wieder so gut wie kein Informatiklehrer. Auf der UML-Schiene ist z.B. umbrello unter Linux ein gutes Werkzeug, das immerhin auch Python-Code ausspuckt, aber eben kein Smalltalk.
Spätestens in der 10. Jahrgangsstufe sollen die Schüler auch komplexere Aufgaben bestreiten. In der kommenden gymnasialen Oberstufe mit ihren Seminarfächern ist gar vorgesehen, daß Schüler in 15-18er-Teams reale Projekte in Zusammenarbeit mit externen Partnern realisieren - so wie Projekte im 'richtigen' Leben laufen - einziger Haken: Der Projektleiter (also der Lehrer) kann seine Mitarbeiter (die Schüler) nicht einfach hinauswerfen, genausowenig können die Schüler einmal gewählte Projektteams verlassen.
Was soll ich sagen - wer Squeak et al. an die Schulen bringen will, muß die Lehrpläne lesen, auf Lehrerfortbildungen präsent sein und rechtzeitig die Schulbuchverlage anbohren. Für letzteres ist es in Bayern im Grunde schon wieder zu spät. Die kommenden Schulbücher werden Java-Bücher sein. Spätestens im Juli/August 2008 werden sich hier Informatiklehrer auf die Suche machen, wie sie den neuen Lehrplan umsetzen können. Wenn man ihnen bis dahin Material an die Hand geben kann, hat man Chancen, einen Fuß in die Türe zu bekommen.
Es gibt eines, das man wissen muß: Lehrpläne sind bindend. Was in ihnen steht, muß(!) ein Lehrer behandeln.
Markus ----------------------------------------------- Markus Schlager m.slg(at)gmx.de