Markus Schlager schrieb:
Nachdem Informatik (derzeit noch) in der Regel von inkompetenten Quereinsteigern wie mir unterrichtet wird, ist das Problem der Unwägbarkeiten ein wirklich zentraler Punkt. Das sollte man wirklich nicht herunterspielen. Ich selber komme mit Squeak allmählich klar, weil ich seit nunmehr mehreren Jahren die Mailinglisten lese. Wie habe ich zwischendurch geflucht, weil ich schlicht keine brauchbare Dokumentation der Arbeitsoberfläche finden konnte. Gott sei Dank gibt es jetzt so etwas wie 'Squeak by example' und eine wachsende Dokumentation rund um die OLPC-eToys. Die Probleme im Unterricht beginnen bei ganz banalen Kleinigkeiten wie dem seltsamen Verhalten des Mauszeigers, wenn versehentlich die Feststelltaste aktiviert wurde. Wenn die Software schon nicht sauber laufen sollte, wünsche ich mir doch zumindest eine Dokumentation, die mir bei typischen Fehlern hilft, deren es genügend gibt, weil Squeak in mancher Hinsicht anders zu bedienen ist als so manch anderes GUI. Ein Grundproblem ist, daß ein Lehrer bei so etwas wie Squeak seinen Schülern erst einmal im Grunde immer nur um ein, zwei Schritte voraus ist und eben doch nicht sofort auf alle Fehler kommt, die die Schüler dann fabrizieren werden. Und ich muß ganz ehrlich sagen, daß mir bis heute noch nicht hundertprozentig klar, wie der typische Workflow bei der Entwicklung mit Squeak aussieht. Vielleicht gibt es den ja auch nicht - meinen eigenen Weg schustere ich mir hier so nach und nach zusammen und bin schon sehr gespannt, mich dieses Schuljahr mit meinen Schülern durch das LaserGame-Tutorial zu arbeiten. Das gibt es ja inzwischen.
Markus
Markus Schlager m.slg(at)gmx.de
Hallo, Markus!
Wie ich bereits geschrieben habe, habe ich aufgehört, Bugs an das Mantis Trouble-Ticket-System zu melden. Einige von den Bugs waren z.B. auch darauf zurück zu führen, dass während des Updates die Internet - Verbindung unterbrach und Squeak Smalltalk dann die Quellen nur teilweise in das Image geschrieben hatte. Nachdem ich dann herausgefunden hatte, dass die Programmierer keine Möglichkeit eines Rollback, wie bei Datenbanken eingebaut hatten, bzw. keine Checksummen eingebaut hatten, wurde ich richtig sauer. Die einfachsten Dinge haben die Herren Informatiker, die Squeak voran treiben, noch nicht gelernt. Da mag an denen ihren Code direkt wieder um die Ohren hauen. Dokumentation - wie Du schon schreibst, war bislang Mangelware, fehlerhaft, ...wird besser. Dennoch: Unwägbarkeiten ohne Ende. Wer nie Lehrtätigkeit ausgeübt hat, kann das auch kaum nachvollziehen, welchen Dummfug Einsteiger alles so anstellen können.
Und dann habe ich gedacht, schau Dir mal den Code an. Schwerpunkt "Orthogonalität". Welche ETOYS Funktionen sind mit welchen kombinierbar? Da denkst Du dir, dass du mit dem Container - Objekt, wo man viele einzelne GIF's über einen Zeiger / Iterator zu einer Animation zusammenfügen kann auch andere Arten von Objekten hineinschmeissen kannst, z.B. Skripte selber, die dann nacheinander der Reihe nach "round-robin" ausgeführt werden. Fehlanzeige!
Was Matz bei Ruby perfekt gelöst hat, nämlich das "principle of least surprise" alles ist mit allem voll orthogonal kombinierbar, davon ist ETOYS noch weit entfernt. Dutzende weitere Beispiele kann ich nennen, die nicht funktionieren, aber könnten und sollten, wenn denn Squeak und EToys vernünftig designt wäre. Das beginnt schon mit dem Scrollbalken, wenn die Skripte mal länger werden sollten, geht über seltsame Effekte beim Verschieben von Logik - Kacheln und endet damit, dass ich die Objekte angeblich in PS ausgeben/drucken kann, was aber noch nie funktioniert hat.
Ich habe Schrei/Lachanfälle beim Durchforsten des Code bekommen. Nunja, irgendwie ist mir klar, dass hier so einige Strukturen verändert, bzw. erst einmal neu gebildet werden sollten, bevor noch mehr Manpower sinnlos da hinein geballert wird.
Und ich denke schon, dass ein guter Software - Architekt in Smalltalk das Projekt Squeak rewrite schon erfolgreich leiten könnte. Neue Strukturen, Orthogonalität und dann muss man schauen, was man noch an altem Code noch gebrauchen kann. Manchmal sind halt Designs am Ende.
Gru/3, Guido Stepken